Die allermeisten Angreifer, mit denen unser Körper konfrontiert ist, wehrt das Immunsystem effektiv ab. Emotionaler oder physischer Stress kann dazu führen, dass diese Immunantwort nicht so funktioniert, wie sie sollte. Mit ausreichend Schlaf, einem ruhigeren Lebensstil und einem heißen Bad mit aromatischen Kräutern kann man dem schon ganz gut entgegenwirken. Verschiedene Heilpflanzen helfen dabei die Angreifer noch schneller und besser abzuwehren.
In diesem Text werde ich einige grundlegende Konzepte zum Immunsystem anreißen. Der Kurs zum Thema Heilpflanzen bietet einen Vortrag zur Einführung in das Immunsystem, der es ganzheitlich darstellt. Ich möchte mich hier auf einige meiner liebsten Mittel zur Unterstützung des Immunsystems konzentrieren und ein paar Strategien für die Abwehr einer nahenden Erkältung empfehlen.
Grundlegendes über das Immunsystem
Genau genommen ist das Immunsystem das Abwehrsystem des Körpers gegen drei verschiedene Arten von Angreifern: Schadstoffe, Krankheitserreger und krankmachende Zellveränderungen. Wir denken da oft an Pilze, Viren oder Bakterien, die von außen in unsere Körper dringen und vom Immunsystem abgewehrt werden, es bekämpft aber genauso auch körpereigene Schädlinge wie mutierte Krebszellen.
Das wichtigste Organsystem des Körpers, das mit dem Immunsystem zusammenarbeitet, ist das lymphatische System. Daher kommen auch die geschwollenen Lymphknoten, die wir bei Erkältungen vor allem im Hals-Rachenbereich bemerken und umgangssprachlich als Rachenmandeln bezeichnen.
Generell ist unser Immunsystem ziemlich stark und wehrt für uns täglich viele tausend Erreger ab, die potenziell krankmachend sein könnten. Von den meisten Zellveränderungen, Schadstoffen oder Erregern von außen bekommen wir (im besten Falle) gar nichts mit. In bestimmten Situationen kann unser Immunsystem aber auch überfordert sein und unter Umständen entwischt ihm eine Bakterie oder ein Pilz. Das kann vor allem dann passieren, wenn wir unter Schlafmangel oder Stress leiden oder Nikotin, Alkohol oder Drogen im Übermaße konsumieren. Auch eine ungesunde Ernährung und hohes Alter sind Risikofaktoren, die häufigere Erkrankungen wahrscheinlicher machen.
Wir alle kennen das nur zu gut, wenn der Stress nach einer Prüfung oder anstrengenden Wochen auf der Arbeit abfällt und man gerade über die Feiertage oder in den Ferien dann erstmal krank wird. Damit das nicht passiert, kann man natürlich einiges am Lebensstil und dem persönlichen Umgang mit Stress ändern. Unterstützend können außerdem ein paar pflanzliche Begleiter wirken, die das Immunsystem stimulieren und ihm so dabei helfen, seine Arbeit zu machen.
Ein paar meiner pflanzlichen Immun-Lieblinge
Eine meiner Lieblingspflanzen, wenn es um die normale Erkältung geht, ist Ingwer (Zingiber officinale). Die kleine würzige Wurzel hat eine wärmende Wirkung und löst zudem Krämpfe. Ein beliebtes Gewürz, welches ich jedoch auch gern in einem Ingwertee oder einem Ginger-Beer (mit echtem Ingwer allerdings!!) trinke oder es im Curry esse.
Denn natürlich sind all diese immunstärkenden Pflanzen nicht nur eine gute Notfallmedizin, wenn die Erkältung schon im Anmarsch ist, sondern sollten auch vorbeugend zu einem ganz selbstverständlichen Teil der Ernährung werden. Wie Hippokrates so schön sagte: Lass dein Essen deine Medizin sein.
Genau genommen ist er keine Pflanze, aber wie in der Pilz-Reihe beschrieben, zeichnet sich der Reishi-Pilz (Ganoderma lucidum) durch eine ganz besondere Interaktion mit dem Immunsystem aus. Seine Beta-Glucane aktivieren es besonders effektiv und können so die Immunantwort des Körpers verbessern und verstärken.
Der Reishi-Heilpilz ist gleichzeitig aber auch das perfekte Beispiel für die berühmten Immun-Modulatoren. Denn während Reishi ein langsames Immunsystem verbessern kann, gleicht er auch immunologische Überfunktionen aus. Wenn beispielsweise bei Allergien das Immunsystem “überreagiert”, kann Reishi helfen die Immunantwort abzuschwächen und somit die Beschwerden mildern. Menschen mit chronischen Allergien können diesen mit einer mehrmonatigen Reishi-Kur entgegenwirken.
Kurkuma (Curcuma longa) ist nicht nur farblich ein Hit und hellt dunkle Wintermorgen auf, sondern wirkt auch wärmend und hilft gegen Viren, Bakterien und Pilze. In der ayurvedischen Medizin sehr beliebt, wirkt Kurkuma auch entzündungshemmend. Ich mische ein wenig gelbes Pulver gern in meinen Haferbrei für ein sonniges Frühstück oder trinke eine “goldene Milch” mit Kurkuma und Pfeffer.
Manchen Menschen ist der Geschmack von rohem Knoblauch (Allium sativum) zu stark, aber nicht umsonst wird die Knolle auch als “pflanzliches Antibiotikum” bezeichnet. Natürlich unterscheidet sich Knoblauch in seiner Wirkungsweise von Antibiotika, die Bezeichnung veranschaulicht aber seinen Nutzen und seine drastische Wirkweise.
Wem der Geschmack von rohem Knoblauch ein wenig zu stark ist, der kann ein paar Zehen zu einer Guacamole mit Avocados hinzugeben, ihn in Quark mit Schnittlauch vermischt essen oder einfach etwas fein gehackten, rohen Knoblauch in eine fertige Mahlzeit mischen.
Sofort-Maßnahmen bei den ersten Anzeichen einer Erkältung
Wenn der Körper angeschlagen ist und das Immunsystem in der akuten Abwehr auf Hochtouren läuft, ist eine ausreichende Versorgung mit Wasser ganz besonders wichtig. Dabei können Heilpflanzentees wie Ingwertee, Salbeitee oder Fencheltee helfen. Ein Löffelchen Honig oder ein Spritzer Zitrone machen sie auch für Kinder leichter trinkbar und sorgen für zusätzliche Immunstimulation. Damit sie auch wirklich die Flüssigkeitsversorgung des Körpers verbessern, brühe ich gern gleich eine große Kanne Tee auf einmal.
Wenn die Erkältungssaison naht, bereite ich gern schon im Voraus einen Saft aus Zitrone und Honig vor, denn wenn ich schon krank bin, bringe ich oft nicht mehr die nötige Energie auf, um effektive Heilmittel vorzubereiten. Ich mische den frischen Saft einiger Bio-Zitronen mit so viel Honig, dass die Mischung lecker süß-sauer schmeckt, fülle sie in eine Flasche ab und bewahre sie bis zu ihrem Einsatz im Kühlschrank auf. Schon vorbeugend tut ein Shot davon alle paar Tage gut. Sobald ich Erkältungssymptome spüre, trinke ich alle drei Stunden ein kleines Glas davon.
Wer Lust hat, in der Küche ein wenig zu experimentieren und seine eigenen Heilmittel herzustellen, dem kann ich hausgemachten Holunderbeerensirup sehr ans Herz legen. Die Beeren sind im Herbst reif und lassen sich mit ein wenig Zucker einkochen. Sie haben einen hohen Anteil an Vitaminen und helfen besonders gut bei Husten. Auch Hustenbonbons kann man sehr leicht selbst machen. Ich nehme dazu frischen Salbei, den ich klein hacke und mit hausgemachtem Karamell mische. Das ganze zu Bällchen formen und in Puderzucker wälzen – et voilà!
Wenn die Rachenmandeln angeschwollen sind und der Hals schmerzt, hilft häufiges Gurgeln mit Salzwasser oder Kräutertees. Besonders geeignet sind Salbei und Kamille, die leicht desinfizierend wirken. Vor allem unterwegs ist ein Propolis-Spray Gold wert. Das brennt unter Umständen etwas im Hals, hilft oft aber innerhalb von wenigen Stunden, die körpereigene Immunantwort effektiv wirksam zu machen. Außerdem tut bei geschwollenen Lymphknoten im Hals ein scharf brennender Fire Cider gut.
Feurige Medizin für das Immunsystem: Fire Cider
Eine Mischung, die viele dieser Pflanzen beinhaltet und die ich als Notfall-Medizin immer im Schrank stehen habe, ist unter dem Namen Fire Cider bekannt. Der Name ist ein Zeichen und so brennt diese sauer-scharfe Medizin ganz schön im Rachen. Sie wärmt den Körper sofort und gibt dem Immunsystem einen echten Ruck. Auch wenn man Fire Cider vor allem während der Erkältungssaison präventiv verwenden kann, ist er eine starke Medizin. Ich greife meist beim ersten Anzeichen einer Erkältung, einem Kratzen im Hals oder vielleicht leicht geschwollener Rachenmandeln dazu.
Manchmal reicht die einmalige Gabe eines halben Shotglases schon aus und die nahende Erkältung verschwindet. Wenn nicht, ist Fire Cider in dieser Menge mindestens zweimal täglich empfehlenswert. Aber was ist dieses feurige Getränk denn eigentlich? Grob gesagt, handelt es sich bei dieser scharfen Medizin um einen Essig, in den verschiedene Heilpflanzen wie Chili, Ingwer, Kurkuma, Pfeffer und Knoblauch eingelegt werden. Das resultierende sauer-scharfe Getränk wärmt und aktiviert den Körper und das Immunsystem.
Obwohl es Firmen gibt, die behaupten, den einen richtigen Fire Cider herzustellen, sieht der ideale Mix in Wirklichkeit für jeden Menschen und jedes Klima wahrscheinlich etwas anders aus. Seine grundlegenden Bestandteile sind auf der einen Seite Essig, der ähnlich dem Alkohol in einer Tinktur als Speichermedium genutzt wird, der den Heilpflanzen die aktiven Stoffe entzieht und speichert. Auf der anderen Seite braucht er natürlich die entsprechenden Heilpflanzen.
Viele Menschen lieben Apfelessig, der viele Mineralstoffe enthält und dem Immunsystem schon an sich guttut, aber generell sind alle unpasteurisierten Essige in Bio-Qualität empfehlenswert. In den Tropen, wo Apfelbäume nicht wachsen, aber Bananen rund ums Jahr in rauen Mengen verfügbar sind, schwören die Menschen beispielsweise auf Bananenessig…
Heilende Pflanzen, die oft in Fire Ciders zu finden sind, haben erhitzende Eigenschaften. Dazu gehören Chili, Ingwer, Knoblauch und Kurkuma. Wer es nicht gern so scharf mag, kann die Chilis weglassen und beispielsweise Thymian oder Rosmarin hinzufügen. Ich bin fasziniert von der heilenden Kraft von Pilzen und mische gern etwas Reishi oder Schmetterlingstramete in meinen Fire Cider.
Für die Zubereitung dieses Immunboosters einfach alle Bestandteile klein hacken und in ein Glas geben. Dieses mit dem Essig der Wahl auffüllen und mindestens einen Monat ziehen lassen. Tägliches Schütteln verbessert die Extraktion der heilsamen Eigenschaften der immunstärkenden Pflanzen. Nach einem Monat kann die Flüssigkeit gefiltert und bei Bedarf Esslöffelweise oder je als halbes Shotglas eingenommen werden.
Quellen
Rosemary Gladstar: Heilkräuter in meinem Garten. Narayana Verlag. (2016).Rosemary Gladstar: Fire Cider!: 101 Zesty Recipes for Health-Boosting Remedies Made with Apple Cider Vinegar. Storey Publishing. (2019).