Dieser Artikel ist Bestandteil unserer dreiteiligen Artikelserie über den Atem, Yoga und praktische Atemübungen.
Mehr Wohlbefinden durch bewusste Atmung – wie tägliche Atemübungen unser Leben verändern können
Die beste Art, um zur Ruhe zu kommen, ist so offensichtlich, dass wir sie oft als selbstverständlich ansehen: Atmen.
Wer jemals schon an einer Yogastunde teilgenommen hat, weiß, dass der Lehrer immer wieder daran erinnert den Atem zu beachten und zu kontrollieren.
In den alten Lehren des Yoga wird die diese Praxis Pranayama genannt, und sie bringt uns bei, bewusst und mit Intention zu atmen. Innerhalb dieser Praktik gibt es viele verschiedene Übungen, die uns dabei helfen können, den Atem als Mittel zum Aufbau von Selbstbewusstsein und Fokus während der Meditation oder des Yoga anzuzapfen.
Innere Heilung durch bewusstes Atmen
Heute hat sich die Atemarbeit weiterentwickelt und umfasst viele neue Techniken, die sich als Mittel zur Therapie und Selbstheilung konzentrieren.
Es ist mehr als eine Übung, richtig oder mit Absicht zu atmen. Atemtechniken sind Werkzeuge für große Transformation und Heilung und es umfasst ein breites Spektrum an ganzheitlichen und therapeutischen Praktiken und Übungen, die eingesetzt werden, um mentale, körperliche und emotionale Spannungen abzubauen.
Die Konzentration auf die eigene Atmung kann einen signifikanten Einfluss auf das Wohlbefinden und den Stresspegel haben und sogar physiologische Veränderungen wie die Senkung des Blutdrucks bewirken. Wenn es jedoch um die Verbesserung unserer Gesundheit geht, fällt vielen von uns die Veränderung der Atmung nicht so schnell ein, wie die unserer Ernährung oder Sportroutine.
Bewusste Atemübungen sind über die Jahre zu einem genauso essenziellen und selbstverständlichen Bestandteil meines Morgens geworden, wie das Kaffeekochen oder die Zubereitung meines Frühstücks.
Je mehr ich mich auf meine Atmung konzentriere, desto mehr spüre ich, wie sich ihre Wirkung in mir verstärkt. Ich spüre, wie ich meinen Körper wahrnehme, wie sich mein Geist weitet und meine Gedanken entspannen. Es ist nicht nur eine Übung für eine kontrollierte Atmung, sondern es hat auch meine Selbstwahrnehmung dafür geschärft, wie und wann ich atme. Das, was ich jahrelang als selbstverständlich angesehen habe, hilft mir heute dabei, auch in stressigen oder unangenehmen Situationen einen klaren Kopf zu behalten und meinen Tag mit mehr Zuversicht, Ruhe und einer besseren Verbindung zu meinem Körper zu starten.
Was genau sind Atemübungen?
Atemübungen oder Breathwork sind jede Art von absichtlicher, kontrollierter Atemübung. Es kann so einfach sein wie ein tiefer Atemzug nach einem stressigen Meeting oder vor einem Besuch beim Zahnarzt.
Atemtechniken haben ihre Wurzeln im Pranayama-Konzept, das im Yoga verwendet wird und in der tiefen Atmung, die im Tai Chi und anderen östlichen Praktiken angewandt wird. Es funktioniert durch die bewusste Veränderung der Art und Weise, wie man atmet und umfasst eine Reihe verschiedener Arten von Übungen, die zu einem kraftvollen Werkzeug werden können.
Wer mehr über die verschiedenen Techniken der Atmung erfahren möchte und wie sie sich auf unseren Körper auswirken, kann das hier in unserem ausführlichen Artikel darüber erfahren.
Eine tägliche Praxis zur Atmung kann durch einen Ganzkörperansatz den Geist, den Körper und die Seele fördern. Sie hat auch mir persönlich geholfen, einen tieferen Zustand des Geistes zu erreichen und mich länger auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Es ist auch eine wunderbare Möglichkeit, um ein besseres Gefühl der Selbstwahrnehmung zu entwickeln.
Es gibt viele Gründe, warum Menschen sich der Atemarbeit zuwenden, denn es gibt eine Reihe von Vorteilen und Auswirkungen, sowohl auf den mentalen, physischen und emotionalen Zustand, als auch auf unsere Gesundheit und unseren Körper.
Die Auswirkungen von Atemübungen auf den Geist und unsere Emotionen
Tiefe Atmung kann uns dabei helfen, die emotionalen Turbulenzen in unserem Geist zu beruhigen und zu verlangsamen. Tatsächlich gibt es Studien, die zeigen, dass Atemübungen dabei helfen können, Depressionen, Angstzustände und PTBS (zum Beispiel bei Soldaten) zu behandeln.
Breathwork kann dabei helfen, einen tieferen Zustand des Geistes zu erreichen. Wer sich in diesem Zustand befinden, kann Zugang zu verschütteten Emotionen, unterdrücktem Groll und Traumata bekommen und sich schließlich aus deren Griff auf den mentalen Zustand befreien. Atemübungen werden oft verwendet, um Menschen zu helfen, die psychische Probleme haben und es wird als eine Möglichkeit gesehen, den Geist zu beruhigen und zu fokussieren.
Bewusste Atmung kann auch spirituell sein, denn je öfter man es übt, desto stärker kann man sich über den Körper hinaus bewegen und sich mit dem Inneren verknüpfen. Mit anderen Worten, man kann sich von seinem Ego entfernen und mit dem Universum verbinden. Viele Menschen, die Atemarbeit praktizieren, erleben ein spirituelles Erwachen oder Einstimmungen auf ihr inneres Wesen.
Wie wirkt sich die Atmung auf den Körper aus?
Breathwork lehrt uns Gelassenheit durch bewusste Verlangsamung und Veränderung der Atmung. Dadurch wird der Parasympathikus aktiviert, das genau entgegengesetzte System, das in Stresssituationen eingesetzt wird.
Wer sich in einer stressigen Situation befinden, neigt dazu seine Atmung flach werden zu lassen und das signalisiert dem Körper Stresshormone wie Cortisol zu aktivieren. Der Körper beginnt, sich auf eine „Kampf oder Flucht Situation” vorzubereiten und erhöht die Herzfrequenz und den Blutdruck. Wer bewusste Atemübungen praktiziert, egal ob das während einer stressigen Situation ist oder nicht, kann seinen Körper tatsächlich dazu bringen, sich zu beruhigen, indem er die Herzfrequenz und den Blutdruck senkt. So kann man die entspannende Wirkung des Parasympathikus genießen.
Atemübungen erhöhen auch die Sauerstoffmenge im Blut, wodurch mehr Sauerstoff zum Gehirn, zu den Muskeln und zu den Organen transportiert wird. Das Beste an Atemübungen und tiefer Atmung ist, dass man sie überall und jederzeit durchführen kann.
Wie man Atemübungen in sein Leben bringen kann
Es klingt komisch, aber den meisten von uns wurde nicht beigebracht, richtig zu atmen. Der richtige Weg ist, in den Bauch zu atmen, nicht in die Brust. Man sollte den Bauch beim Einatmen ausdehnen und beim Ausatmen wieder zusammenziehen, doch die meisten Menschen machen es genau umgekehrt.
Wenn wir so atmen, wird das Zwerchfell nach unten gezogen und das Blut wird in den untersten Teil der Lunge befördert, der am reichsten an Sauerstoff ist. Um dies zu üben, kann man beide Hände über den Bauchnabel legen. Beim Einatmen spürt man, wie sich der Bauch ausdehnt, dann atmet man wieder aus und drückt den Bauch sanft wieder hinein. Je mehr öfter man diese Atmung übt, desto natürlicher wird sie. Es gibt außerdem eine Reihe von speziellen Atempraktiken, die auf unterschiedliche Ziele ausgerichtet sind. Wer sind für diese interessiert, kann sie hier in unserem Beitrag über Atemtechniken nachlesen.
Ich versuche, mir jeden Morgen ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um mich bewusst auf meine Atmung zu konzentrieren, denn das hilft mir sowohl energiegeladener, als auch entspannter in meinen Tag zu starten.
Auch wenn die Konzentration auf meine Atmung nur einen Bruchteil meines Tages in Anspruch nimmt kann ich die Wirkungen noch Stunden danach spüren, weil ich mich dadurch präsenter und verbundener mit mir und meiner Umwelt fühle.