LÖWENZAHN
Taraxacum officinale
gehört zur Familie der Korbblütler (Compositae). In dieser höchsten und fortgeschrittensten Pflanzenfamilie, gilt der Löwenzahn als der höchstentwickelte Vertreter.
Inhalt
- Pflanzenfamilie
- Botanik
- Wirkstoffe
- Wirkung
- Feinstoffliche Wirkung
- Indikationen
- Kontraindikationen
- Verwendete Pflanzenteile
- Anwendungsformen
- Planet
- Volksheilkunde
- Wissenswertes
Pflanzenfamilie
gehört zur Familie der Korbblütler (Compositae).
In dieser höchsten und fortgeschrittensten Pflanzenfamilie gilt der Löwenzahn als der höchstentwickelte Vertreter (wegen seiner rhythmischen Entwicklung der Blüte, seines Gleichgewichtes von Wurzel, Blattwerk und Blüte, seiner tierischen Fähigkeit, Vitamin B12 herzustellen, was sonst nur Tieren gelingt). Es gibt viele Unterarten auf der gesamten nördlichen Halbkugel. Er wurde nach Südamerika eingeschleppt und ist auch in Neuseeland vertreten.
Botanik
Der Löwenzahn hat eine unvorstellbare Vegetationskraft und ist sehr variabel im Wuchs: je nach den Licht-, Wasser- und Nährstoff-Verhältnissen sind die Blätter hell- oder dunkelgrün, groß oder klein, sie stehen in einer bodenständige Blattrosette. Jedes Blatt ist von einer hohlen Mittelrippe durchzogen, die manchmal violett gefärbt ist. Die Blattränder sind unterschiedlich tief gesägt, die Zähne nach rückwärts gerichtet.
Aus der Rosettenmitte entspringt der Blütenschaft (Stängel), an dessen Ende ein Blütenkörbchen sitzt. Er ist hohl! Das unterscheidet den Löwenzahn von anderen Taraxacum-Arten (z.B. Ferkelkraut).
Die Blüten blaß- oder kräftig dottergelb und die Stengel lang oder kurz (50cm lang bis so kurz, daß die Blüte direkt auf der Blattrosette am Boden aufliegt). Löwenzahn ist eine typische Wiesenpflanze, die aber auch fest zum Bild des Berliner Straßenlandes und anderen „Kunststeppen“ gehört. (Seit 1976 Pestizide als Unkrautvernichter verboten wurden, sieht man sie wieder sehr häufig.)
Dank der gut entwickelten Pfahlwurzel ist der Löwenzahn eine sehr ausdauernde Pflanze, die auch Ableger und neue Köpfe bildet. Die Wurzel ist finger- bis daumendick, innen hellgelb oder weiß mit gelbem Zentrum.
In der ersten Maiwoche (in der Stadt schon im April) zeigen sich die ersten Blüten, einige Pflanzen blühen im Herbst erneut. Sie haben nur Zungen, keine Röhren. Eine Blüte produziert 200-300 Samen, die mittels der kleinen Schirmchen vom Wind weit in die Umgebung getragen werden.
Der Löwenzahn wächst vergesellschaftet und ist ein richtiger Wiesenentgüller: er liebt Gülle (=nitrophil) und macht dadurch die Wiesen wieder urbar. Die Pionierleistung besteht darin, daß er überschüssigen Stickstoff aufbereitet und sich Mikroorganismen wieder ansiedeln können (z,B. Mycorrhiza an der Wurzelspitze). Auch in saurem Kiesboden gedeiht Löwenzahn. Eine Pflanze kann 50 Jahre alt werden!
Der im Löwenzahn enthaltene weiße Milchsaft fließt durch ein System von Milchröhren, das in der ganzen Pflanze zu finden ist.
Duft: schwach süßlich
Geschmack: bitter (wechselnd stark-nach Jahreszeit).
Wirkstoffe
- Milchsaftige Bitterstoffe: Löwenzahn-Laktone = Lactucapikrin (lactuco=Milchsaft, pikrin=bitter), das später auch in anderen Lattichen entdeckt worden ist (Alant, Pestwurz, Huflattich). Die neuere Literatur spricht hier von verschiedenen Eudesmanoliden, die anderweitig noch nicht entdeckt werden konnten. Taraxin
- Inulin: im Frühjar enthält der Löwenzahn die meisten Bitterstoffe, die sich im Laufe des Sommers in Inulin (Speicherkolehydrat für den Winter) umwandeln. Im Herbst enthält er dann das meiste Inulin und während des Winters wandelt es sich wieder zu Bitterstoffen um. (Frühjahr 1,5% Inulin, Herbst 40%). Hoher Stärke-Gehalt in Form von Inulin, das sich bei längerem Lagern in Fruchtzucker umwandelt.
- Andere Zuckerstoffe, Lävulin (Kohlenhydrat, das auch in der Topinamburknolle und in der Eichenrinde vorkommt)
- Sterole (Gewebshormone)
- Farbstoffe: Carotine, Xanthophylle, Flavonoide, Flavone (gelb) und Anthozyone (blau) – die blaublühende Wegwarte (=Wegelattich) ist dei nächste Verwandte des Löwenzahns.
- Kieselsäure (viel), Phenolcarbonsäuren (u.a. Kaffeesäure)
- Vitamine, z.B. B12, das „Wartburg´sche Atmungsferment“, ist ein Farbstoff, wie jedes andere Vitamin auch und wirkt als Biokatalysator für die Zellatmung. Vitamin B12 ist von baugleicher Ringstruktur, wie Chlorophyll, Blutfarbstoff und die Hämolymphe der Weichtiere: sie haben die gleiche Ringstruktur, nur jeweils ein anderes Mittelatom (beim Vit B12 ist es ein Kobalt-Atom: Zyanokobaltamin). B12 kann nur von tierischen Organismen synthetisiert werden. Ausnahmen: Löwenzahn, Natternkopf, Ochsenzunge, Mauseohr, Beinwell, Melasse-Hefe, …
- Mineralstoffe, Spurenelemente, Metalle: Kalium, Calzium, Natrium, Mangan, …
- Schwefel, Eiweiße, Aminosäuren, Enzyme
- Cholin, Fett
- Inosit (Wachstumsfaktor für Mikroorganismen, gehört zur Stoffgruppe der Alkohole) ist wichtig für den Zellstoffwechsel: Signalübertragung. Aus Mais gewonnen, Anwendung als NE (Nahrungsergänzungsmittel) und in Energy-Drinks, zum Strecken von Kokain missbraucht
- wenig Ätherisches Öl (Spuren)
- Wachs (Taxarin), Schleim, Kautschuk
- Eiweiße (4,5%)
- Cumarine
Wirkung
Hauptwirkungsbereiche:
- Magen-Darm (Völlegefühl, Blähungen, …)
- Leber-Galle (Galleabfluss, Fettverdauung)
- Gelenk-Wirkung!
- Nieren (Durchflußsteigerung)!
Wirkungen
- Leber (Stoffwechsel, Gallenproduktion)
- Gallenfluß: Löwenzahn wirkt hier besser, als jede andere Pflanze mit ähnlichem Bitterwert! (Hat den gleichen Bitterwert, wie die Galle)
- Nieren(Stoffwechsel) Kalium ist der Antagonist von Natrium im Flüssigkeitsorganismus. (Leber und Nieren!) Starkes pflanzliches Diuretikum! Entspricht der Wirkung von Furosemid!
- Magen: die HCl-Produktion wird gesteigert und somit die Aufnahme der B-Vitamine begünstigt (ein Mangel hat schwere nervale Störungen zur Folge)
- Durchblutung (z.B. der Synovia)
- kreislaufwirksam durch Cholin
- Stärkung durch Bittersoffe
- Bittermittel – enzymatische Kraft im Verdauungsbereich:
- die Fettverdauung wird schon am Anfang des Dünndarms angeregt → gute Fettverstoffwechselung!
- Der Pankreasfluß wird angeregt → gute Eiweißverstoffwechselung.
- Die Durchblutung der Verdauungsorgane wird angeregt → der Druck in den großen Gefäßen sinkt, was zu einer spürbaren Entlastung des Herzens führt (linkes und rechtes Herz, die Wirkung ist positiv inotrop: weniger Puls und trotzdem mehr Leistung). Die gleichzeitige Kieselsäureanwendung erhöht den Mineralstoffwechsel.
- Die Arbeit der Leber wird verbessert → Eiweißabbauprodukte gelangen ohne Verzögerung in den Nierenbereich. Die Harnproduktion steigt. Der Harnsäureabtransport schont die Knorpel. Im Dickdarm kommt es zu eíner guten Resorption, Unterstützung der Kolibakterien, die Vit.K-Bildung verbessert die Blutgerinnungsfähigkeit.
- Die Lymphe aus dem Verdauungsbereich ist mit Elektrolyten angereichert → Knorpelschutz an der Peripherie.
- Knorpel, Bandscheiben & Co quellen wieder auf
- Analgesie!
- Bauchspeicheldrüse: funktionssteigernd
- Abwehr stärkend
Feinstoffliche Wirkung
- Löwenzahn greift regulierend in lymphatische Funktionen ein: ohne Lymphe läuft nichts! („Sonderformen des Meerwassers“: Blut und Liquor, die sich aufladen können zum Zweck des Transports usw.). Löwenzahn wirkt der Dyskrasie (=Säfteentmischung) entgegen und sorgt für eine gute Durchmischung. (Je ruderaler Pflanzen sind, desto lymph-wirksamer sind sie.)
- entgiftend
- zellprotektiv
- Steigerung des Zellstoffwechsels
- Erhöhung des Dispersionsgrades (Mischungsvermögen von Fetten und Feststoffen mit Wasser)
- Ursachen für die Stoffwechselfördernde Wirkung:
- Gewebshormon-Wirkung des Löwenzahns
- Farbstoffe
- Kieselsäure, Spurenelemente, Vit B12 und andere Katalysatoren
- tonisierend: Löwenzahn ist eine fundamentale Heilpflanze, die über den Stoffwechsel belebend wirkt (Stoffwechsel zwischen Dünndarm, Nieren, Leber und Bauchspeicheldrüse)
- für Frühjahrskuren geeignet: Löwenzahn ist besonders günstig, wenn der Organismus aus Winter- in Frühjahrszustände kommt.
Indikationenen
Bewegungsapparat:
- Ischialgie: der Schmerz läßt sofort nach: Löwenzahn, Beinwell, Attichwurzel und Holunderbeeren als Tee
- Bandscheiben: Prolaps, Quetschungen, Schmerzlinderung, Aufquellen der Knorpel, Durchblutung, Entstauung. Lockerung, Stoffwechsel der Gelenke anregen: Das alles kann Löwenzahn!
- trophische Störungen (Zellernährungs-Störungen)
Organe:
- Leberträgheit → Rückstau in die Verdauungsorgane mit Blähneigung → Herzrasen → Römheld´sches Syndrom → hier wirkt Löwenzahn schlaffördernd!
- Nervosität verschwindet aus der Verdauung
- nach Cholezystektomie (Entfernung der Gallenblase): Substitution der Gallenflüssigkeit, Simulation (als ob die Gallenblase noch funktionieren würde)
- Herzinsuffizienz
- Nierenschwäche
Immunsystem:
- (Frühjahrs-) Grippe: homöopathisch, D3
Geist und Gemüt:
- Apathie, Arbeitsunlust, Antriebslosigkeit
- Stimmungsschwankung, Neigung zu Depression und Reizbarkeit im Wechsel
- Morgens missvergnügt und zu Geschäften wie zum Sprechen unaufgelegt
- Sehr zum Lachen geneigt, Phasen der Euphorie (abw. mit Niedergeschlagenheit)
- Redseligkeit und unaufhaltsame Schwatzhaftigkeit
Kontraindikationen
- Verwechslung mit anderen Taraxacum-Arten möglich. Auf den hohlen Stiel der Blüten achten! (Alleinstellungsmerkmal des Löwenzahns).
- Kontaktdermatitis bei häufigem Kontakt mit dem Milchsaft (Sensibilisierungspotential eher schwach)
Verwendete Pflanzenteile
- Blüten
- Blätter
- Wurzeln
- Radix cum Herba Taraxacum
Anwendungsformen
- homöopathisch: in der Homöopathie v.a. wegen seiner Wirkung auf das Leber-Galle-System bekannt und wird gerne in der D 3 als organotropes “Leberaufbaumittel” verabreicht. In diesem Sinne ist es ein Teil der leberstärkenden Trias zusammen mit Carduus marianus (Mariendistel) und Chelidonium (Schöllkraut), die beide auch wegen ihrer leberspezifischen Wirkung in der Volksheikunde bekannt sind. Sie werden kurmäßig in der Urtinktur bis zur D 12 (oft D3) verordnet, etwa in der Abfolge: 1. Woche Taraxacum D 3 2. Woche Chelidonium D 3 3. Woche Carduus marianus D 3 je 3 Globuli 1-3 x tgl.
- Fluidextrakt (enthält Bitter- und Farbstoffe®über die Bitterwirkung hinaus wirkt der Fluidextrakt stark entgiftend, auch wegen der Phytosterine)
- viele Standardprätparate
- oplx: als begleitendes Mittel bei Diabetes mellitus
- Frischpresssaft (Reformhaus)
- Löwenzahn-Sirup gegen Reizhusten
- Löwenzahn-Honig (aus dem Allgäu)
- Blätter nicht während der Blüte ernten, da werden sie hart und bitter. Junge Blätter entweder im Frühling oder nochmal im Herbst.
- Wurzeln geröstet als Kaffee-ersatz
- Löwenzahn als Nahrungspflanze Rezept): Zwiebeln anrösten, Apfel, gerieben dazu, Sojasoße, Nüsse, 1 hartgekochtes Ei, etwas Senf, Löwenzahnblätter
Kombinationen mit Löwenzahn:
- Alant: Dickdarm und Respirationsbereich (gleiche Familie)
- Kalmus: Knochen, Knorpel, Sehnen, Bänder, Muskeln usw. Wurzeln wirken auf den Kopf
- Löwenzahn-Tinktur in Kombination mit Beinwell- und Bryonia-Tinktur fördert den Wirbelsäulen-Stoffwechsel, regt den Zellstoffwechsel an, ist leberprotektiv, ausleitend, antirheumatisch, antigrippal und wirkt auf seröse Häute sowie Gelenke.
- Löwenzahn, Beinwell, Attichwurzel und Holuunderbeeren als Tee: Ischialgie: der Schmerz lässt sofort nach
Planet
Jupiter: starke plastische Kräfte
So wie Friedrich der ll. Diener seines Staates sein wollte, dient Löwenzahn in vielen Bereichen als wirksame Heilpflanze!
Das richtige Maß: das Verhältnis von Wurzel/Blatt+Stiel/Blüte ist ausgewogen.
Macht: ein kleiner Löwenzahn-Sprössling schafft es, Asphaltdecken zu durchbrechen. Ganz ohne Hetze und Gewalt …
Punkt und Umkreis: der Blütenboden im Mittelpunkt, die Samenstände drumherum, die sich mit dem Wind meilenweit verbreiten.
Volksheilkunde
- Blutreinigungsmittel
- mildes Laxans
- Rheuma, Gicht,
- Ekzeme und andere Hauterkrankungen
- zur Gewichtsreduktion
Wissenswertes
- Futterpflanze für alle Haustiere geeignet: kleingeschnittene Blätter ins Futter mischen! Für Vögel: Blätter, Samen
- Tierheilkunde: regenerierend, entwässernd, bei rheumatischen Erkrankungen, Arthrose, Magenstärkung, Magenkrämpfe (Wurzel kochen), Koliken, Gallenfunktion verbessern, Verdauung fördern, Wassersucht bei älteren Tieren (Herzinsuffizienz) → mit Weißdorn.
- Vom Wesen der Pflanze: der hohe Bitterstoffgehalt im Frühjahr macht den Ätherleib geneigter, den Astralleib aufzunehmen, der hohe Inulingehalt im Herbst spricht die Ich-Organisation an.